
Das Geschenk der Wegbegleitung in der Sterbephase
In meinem privaten Umfeld habe ich schon mehrmals mir nahestehende Personen auf ihrem letzten Weg begleitet. Ich durfte erfahren, welches Geschenk es für beide Seiten ist, zuhause im Kreise der Liebsten sterben zu dürfen.
Ich konnte spüren, dass es zwei heilige Momente im Leben eines Menschen gibt:
– die Geburt und
– der Tod.
Die Geburt eines Menschen feiern wir und gefühlt werden diese Feiern immer größer, was ich schön finde.
Es ist wunderbar wenn eine Seele auf Erden so herzlich willkommen geheißen wird.
Doch den zweiten heiligen Moment, den Tod eines Menschen, den möchten viele am liebsten nicht miterleben müssen. Wie schade, dass wir eine Seele nicht genau so herzlich verabschieden!
Der Tod wurde industrialisiert und findet leider immer noch allzu häufig in Krankenhäusern statt, manchmal leider sogar auf Krankenhausfluren oder „Abstellkammern“ oder auch allein zuhause.
Die Abschiedszeremonien in Deutschland werden auch immer „trauriger“. Oft finden Bestattungen in kleinsten Kreisen oder anonym statt. All zu häufig spielen hier die Kosten einer Abschiedsfeier eine viel zu große Rolle.
Das hat mich traurig gemacht und war für mich Motivation eine Ausbildung als „Ehrenamtliche Sterbebegleitung“ zu machen. Und wie das Leben so spielt, war der Tod einer Freundin genau der Initiativ-Moment, der den Stein ins Rollen gebracht hat.
Ich durfte im Hospiz zum heiligen Franziskus, Recklinghausen meine Ausbildung machen. Und direkt bei meiner ersten Wegbegleitung spürte ich, welche Ehre es ist, dass ein Mensch mich als „fremde Person“ in seiner finalen und so intimen Phase in sein Leben lässt.
Ich spürte, wie wichtig es ist, jemanden an der Seite zu haben, der auf dem letzten Stück des Lebensweg ein Licht anzündet und an der Seite bleibt, auch wenn der Weg steinig und hart wird.
Und so mag ich mich sehen, als Wegbegleiterin, die auf dem letzten Teil des Lebensweges die Hand eines Menschen nimmt, seinen Weg ein wenig heller macht und ihm ein bisschen die Angst nimmt. So, dass auch dieser Moment eines Lebens als das gefeiert wird, was er ist – ein heiliger Moment.
Mögen wir uns gegenseitig Segen sein!